Jessnerstraße 1992

Die dritte Jugenwohngemeinschaft haben wir 1992 in der Jessnerstraße eröffnet. Bevor es losgehen konnte, mussten wir erstmal ein paar Wochen im Dreck wühlen. Die Wohnung sah aus, als ob der Vormieter kurz nach dem Abendessen von Außerirdischen entführt wurde. Dem Trocknungsgrad der Essensreste am Geschirr nach zu urteilen, war das allerdings schon ein paar Jahre her. Also misteten wir aus, rissen die Öfen ab, schliffen den Lack von den Holztüren - alles was man damals so machte, um sich die »Altbauwohnung« schick herzurichten. Ein wirkliches Highlight war die riesige Terasse, die wir aber aus baulichen Gründen nicht benutzen durften (eigentlich). Es gab auch nicht wirklich einen Zugang, außer übers Fenster, was wohl daran lag, dass die Terasse nur ein Dach war. Jedenfalls fühlten sich alle ziemlich wohl, auch mit den Nachbarn gab es kaum Ärger. Fünf Jahre blieben wir, dann sollte das Haus saniert werden und wir zogen in die Schreinerstraße um.

 

Andrea Hentschel, Vereinsmitglied und Sozialarbeiterin in der Jugendwohngemeinschaft von 1992-1998